Sehnsucht nach Stille

Die Tür geht auf und sechs Kinder voller Lebenslust und Lebensfreude kommen herein. Die Jacken werden ausgezogen und an die Garderobe gehängt, Radfahrhelme finden ihren Platz,  freudige Blicke werden ausgetauscht: „Du bist auch da, ich freue mich!“ Auch heute sind sie wieder da, wie jeden Mittwoch um 15 Uhr wenn das Atelier seine Pforten für das Freie Malspiel öffnet.

Diesmal spielen sie auch mit Ton. Aufgeregte Stimmen rufen mich immer wieder und fordern mich auf zu schauen, was sie da mit dem Ton geformt haben. Es herrscht reges Treiben und die Kinder sind immer weider fasziniert und aufgeret, was sich da mit Ton alles machen lässt. Jeder und jede will gehört und gesehen werden.

Stille

Mir kommt in den Sinn, dass es schön wäre, wenn die Kinder ruhig werden und das Spielen mit Ton so richtig genießen können, ohne zu kommentieren, was da gerade passiert. Ach was, ich probiere es einfach und lade die Kinder ein still zu werden und stelle die Klangschale auf den Tisch. „Kinder, wir probieren jetzt etwas“, höre ich mich sagen, „wenn die Klangschale ertönt, dann sind wir still und schauen, was passiert – solange, bis ich die Klangschale wieder anschlage -machen wir das?`“ Ja, und wir tun es. Ich blicke in die Gesichter der Kinder und merke, wie sie die plötzlich eintretende Stille genießen. Ihre Hände werken weiter in der Tonspielkiste. Ein wundervoller Moment. Wir kosten ihn aus und erst, als es beginnt wieder zu kribbeln

Klangschale

und zu krabbeln und die Worte aus dem Mund purzeln wollen, lasse ich erneut die Klangschalge erklingen. Die Kinder rufen sogleich: „Bitte nocheinmal!“

Kinder lieben Stille – wir spielen dieses Spiel immer wieder. Zuletzt gehe ich mit der Klangschalge durch und lass den feinen Ton ganz nah an den Ohren der Kinder erklingen. Ich kann es in ihren Augen sehen, sie sind berührt – ganz tief drinnen hat sich was geregt. Wir genießen diese Erfahrung.